Am 30.4. fand die Freinacht im Römerhof zum 20. Mal statt. Für die musikalische Begleitung sorgte diesmal Vladislav Cojocaru am Akkordeon ( https://www.cojocaru.de/ ) Moderiert wurde der Abend von Ulrike Haerendel, der Vorsitzenden des Ortsvereins und von Götz Braun, Vorsitzender der Stadtratsfraktion, der auf das vergangene Jahr zurückblickte. Ein bunter Strauß an Rednerinnen und Rednern brachte den 80 Zuschauern interessante und bedenkenswerte Perspektiven auf ihre Stadt. Den Anfang machte Professor Frank Jenko vom Institut für Plasmaphysik (IPP), der vor allem den internationalen Rang der Universitätsstadt hervorhob. „Garching kann sich wirklich mit diesem Titel schmücken“, sagte er. Für die Zukunft wünschte er sich, dass die Wissenschaft im Stadtbild präsenter und den Bürgerinnen und Bürgern besser vermittelt wird.
Christine Joas, Geschäftsführerin beim Heideflächenverein, betonte die Bedeutung der Heideflächen im Westen von Garching, die den Rang eines europäischen Schutzgebiets haben. Sie bedankte sich für die Unterstützung Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann, der der Vorsitzende des Heideflächenvereins ist. Ihre Wünsche: das Angebot des Heideflächenvereins soll noch bekannter werden ( https://heideflaechenverein.de/service/termine.php ). Die Besucher sollen die Natur schätzen und sich an das Wegegebot und die Anleinpflicht für Hunde halten.
Franz Xaver Peteranderl, Bauunternehmer und Präsident HWK München und Oberbayern machte die Bedeutung des Handwerks in Deutschland und somit auch im Landkreis München deutlich. Handwerksbetriebe seien in den Kommunen stark verwurzelt und sorgten für den größten Anteil des Sponsorings von lokalen Vereinen. Mitarbeiter aus diesen Betrieben stellte auch das größte Potential für ehrenamtliche Leistungen wie die Feuerwehr dar. Darüber hinaus biete das Handwerk gute Ausbildungsplätze und trage zur Integration ausländischer Kräfte bei. Er brachte eine Reihe von Wünschen mit, die freilich über den Wirkungskreis der Stadt hinausgingen: Eine bessere Finanzierung von Ausbildungszentren, Erhaltung der Mobilität für das Handwerk in den Ballungszentren sowie keine Erhöhung der Gebühren für Baustelleneinrichtungen. Auch die überbordende Bürokratie belaste die Betriebe sehr. Für die Ansiedlung von Handwerksbetrieben seien außerdem kleinteilige Gewerbeflächen notwendig.
Dr. Antonia Schachl, Leiteren der AWO-Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche freut sich jeden Tag, an dem sie nach Garching kommt und denkt sich „mei, das ist einfach nett hier“. Die Beratungsstelle hat mit ihren Außenstellen innsgesamt 11 Mitarbeiter. Beinahe hätten die verschärften Brandschutzbestimmungen einen Auszug aus dem Römerhof erzwungen. Doch Dank des Engagements der Stadt und von Jochen Karl, der Ausweichräume bereitstellen konnte, ist der Verbleib in Garching gesichert. Frau Schachl wünschte sich vor allem, dass der Römerhof mit seiner Geschichte und seinem Charme erhalten bleibt.
Birgit Steger, der Geschäftsführerin der Nachbarschaftshilfe Garching-Hochbrück gefällt der Zusammenhalt und das ehrenamtliche Engagement, das sie in Garching spürt. Mittlerweile sei die Nachbarschaftshilfe zu einem Unternehmen mit 80 Angestellten und vielen ehrenamtlichen Helfern herangewachsen. Sie erinnerte daran, das das neue Begegnungszentrum B2 vor neun Jahren in der damaligen Freinacht „geboren“ wurde. Seinerzeit hatte Martina Hanuschik ihre Idee von einem Familienzentrum vorgetragen. Auch für die Nachbarschaftshilfe sind die bürokratischen Auflagen eine große Belastung. Bei Förderanträgen sei der Aufwand für die Abwicklung oft so hoch, dass man sich überlege, ob man nicht lieber gleich auf die Förderung verzichten solle. Frau Steger wünscht sich vor allem den Erhalt der Kleiderkammer im Römerhof, vielleicht auch an einem anderen Standort. Was in Garching noch fehle, seien eine Tagesbetreuung für Pflegebedürftige und eine Demenzwohngruppe.
Der letzte Redner des Abends war Dr. Sebastian Blatt, CTO und Mitgründer des Start-Ups planqc. Das 2022 gegründete Unternehmen hat sich der Entwicklung von Quantencomputern verschrieben. Dafür habe es im ehemaligen Werkmarkt Pradler den idealen Standort gefunden. Mittlerweile ist planqc auf 70 Mitarbeiter angewachsen und unterhält zwei kleine Außenstellen in Ulm und Innsbruck. Neben Wissenschaftlern und Ingenieuren sei das Unternehmen auch auf hochqualifizierte Handwerker, z. b. aus dem Gebiet der Feinmechanik, angewiesen. Auch für Sebastian Blatt stellt die ausufernde Bürokratie eine Hürde für eine dynamische Entwicklung dar. Was bei vergleichbaren Projekten in den USA sechs Monate dauere, benötige hier manchmal zwei Jahre. Immerhin seine dabei alle sind recht nett und freundlich.
Nach den Reden endete die Freinacht wie immer mit Kartoffelsuppe und angeregten Gesprächen an den Tischen.