Geschichte

Ein eigener Ortsverein der SPD in Garching wurde erst nach dem Krieg, nach der Wiederzulassung der Parteien, am 24. Februar 1946 gegründet – so verzeichnen es die Partei-Annalen. Initiator und erster Vorsitzender des zunächst sieben Mitglieder umfassenden Ortsvereins war Schreinermeister Josef Loos. Nach seinem Tod 1951 trat Gustl Grünwald an seine Stelle, seit seinem Beitritt zur SPD 1926 als „Garchinger Kommunist“ verschrien. In der Tat hatte es die Sozialdemokratie in der ländlich geprägten Gemeinde und auch bei den nach dem Krieg in hohen Zahlen zuströmenden Flüchtlingen, die häufig konservativ-traditionalistisch oder politikfern eingestellt waren, schwer. In den fünfziger Jahren kam sie über zehn Mitglieder nicht hinaus.

35-Jahr-Feier 1981: Zur Feier des Grüngungsjubiläums der Garchinger SPD 1981 kamen (v.l.n.r.): Peter Paul Gantzer, MdL, Helmut Karl, 1. Bürgermeister, August Grünwald, Ehrenvorsitzender, Jürgen Böddrich, Bezirksvorsitzender von Südbayern und stellvertretender Landesvorsitzender, Michael Schmid, Grüngungsmitglied, und Willi Schönecker, Zweiter Bürgermeister und Ortsvereinsvorsitzender

Das änderte sich seit Beginn der 1960er Jahre mit dem Aufbau des Wissenschaftsstandorts Garching. Viele Mitglieder des aufblühenden Ortsvereins vom Physiker bis zum Mechaniker, von der Hausfrau bis zur Lehrerin waren Neubürger von Garching und wollten in der SPD am Aufschwung dieser bis dahin recht unscheinbaren Gemeinde im Münchner Norden mitarbeiten. Gemeinsam mit den Alt-Garchingern und Hochbrückern bildeten sie die Hausmacht für das aufsteigende politische Talent Helmut Karl, der 1965 den Ortsverein als Vorsitzender übernahm.

Helmut Karl: Von 1965 bis 1972 Vorsitzender der SPD und dann 30 Jahre lang als Erster Bürgermeister der ungekrönte König von Garching

1960 wurde der Gemeinderat erstmals für sechs Jahre, bisher waren es vier Jahre, gewählt. Seine 16 Mitglieder setzten sich aus verschiedenen politischen bürgerlichen Gruppierungen zusammen. In dieser Legislaturperiode schlossen sich sechs Gemeinderäte zur ersten SPD-Fraktion zusammen.

1966 trat die SPD mit einer eigenen Liste zu den Kommunalwahlen an und konnte bereits 8 von insgesamt 16 Sitzen erringen, Helmut Karl wurde zum 2. Bürgermeister gewählt. Es begann die Aufstiegszeit der SPD in Garching, die freilich auch eine erhebliche Zunahme an kommunalpolitischer Verantwortung bedeutete.

Neuer Stadtrat im neuen Rathaus: Kurz nach der Stadterhebung am 14. Sept. 1990 entstand dieses Bild. Bei der zurückliegenden Wahl im März konnte die SPD mit 13 von 24 Sitzen die absolute Mehrheit verteidigen.

Nach Helmut Karls Wahl zum Ersten Bürgermeister 1972 stand zehn Jahre lang Willy Schönecker an der Spitze des Ortsvereins. Auf ihn folgte 1982 Rolf Steinhäußer, der nach zehn Jahren ebenfalls den Stab weitergab. Joachim Krause amtierte dann von 1992 bis 2008, Götz Braun übernahm für vier Jahre und wurde abgelöst durch Dietmar Gruchmann, der 2012 an die Spitze des Ortsvereins trat. Nach seiner Wahl zum Ersten Bürgermeister 2014 war abermals ein Wechsel im Vorsitz fällig. Bis 2016 hatte Christian Rotter dieses Amt inne, und seither ist Ulrike Haerendel Erste Vorsitzende.

Joachim Krause, Götz Braun, Christian Rotter, Ulrike Haerendel

Organisiert wie bei anderen Vereinen ist der Parteivorstand aber über den Vorsitz hinaus kollegial aufgestellt und kann so die politische Arbeit der Mitglieder lenken und unterstützen. Während die klassischen Arbeitsgemeinschaften, zu denen die Jusos (seit 1973), die ASF (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen seit 1980) und die AG 60+ gehören, zur Zeit keine feste Gruppierung in Garching haben, bilden sich neue Interessengruppierungen wie etwa eine Social-Media-AG heraus. Daneben gilt es Feste und Veranstaltungen zu organisieren, von denen einige fester Bestandteil des Garchinger Kalenders sind. Während es früher einen Maitanz der SPD gab, ist seit 2004 die „Freinacht“ am 30. April ein solcher Termin genauso wie das Sommerfest am Garchinger See zur Zeit der Sommersonnenwende oder die „Wies’nbierprobe“ zum Auftakt des Oktoberfests.

Geschäftsführender Vorstand 1988 (v.l.n.r.): Helmut Karl, Rolf Steinhäußer, Margit Abele, Gudrun Mohapel, Alfred Grill, Joachim Krause

Maitanz 1994

Garchinger Freinacht 2017 mit RednerInnen und GastgeberInnen: Esra Elvan Tirink, Ulrike Haerendel, Dietmar Gruchmann, Bela Bach, Nicola Gerhardt, Christiane Lüth, Thomas Koke, Stefan Wiegand und Joachim Krause

Kommunalpolitisch ist die SPD in Garching eine starke Partei geblieben, auch wenn die Zeiten absoluter Mehrheiten längst vorbei sind, und hat in den fast 50 Jahren seit Helmut Karls Amtsantritt 1972 fast immer den Ersten Bürgermeister gestellt: Nach Karls Rückzug 2002 war das zunächst Manfred Solbrig. 2008 ging das Mandat vorübergehend an Hannelore Gabor von der CSU verloren, um seit 2014 wieder von einem SPD-Bürgermeister wahrgenommen zu werden: Dietmar Gruchmann arbeitet energisch an der städtebaulichen Entwicklung der Universitätsstadt, die in den kommenden Jahren noch viel mehr Bürger beherbergen wird. Dass neben Neubauten, U-Bahn-Anbindung und Gewerbeansiedlung der soziale Zusammenhalt in Garching nicht verloren gehen darf, ist aber auch Konsens bei Bürgermeister und SPD-Ortsverein, die deshalb den neuen Bürgerpark, die soziale Infrastruktur, Integrationsfragen und die Unterstützung des Ehrenamts besonders im Auge haben. So sehr sich die SPD in Garching verwurzelt und beheimatet fühlt, gibt es bei ihr kein „mia san mia“: Neue Mitglieder, aber auch Kooperationen mit anderen Parteien und Vereinen sind immer gewünscht; Weiterdenken und neue Wege gehen, ist Teil unserer politischen Auffassung.

Dietmar Gruchmann, Erster Bürgermeister seit 2014

2020: Eine Jahreshauptversammlung gemäß den Corona Abstandsregeln